Beginne ich beim Status Quo ante? Oder stehe ich mitten im Status Quo?
Ich habe gelernt, meine MS immer wieder neu dem aktuellen Status Quo anzupassen. Ich habe es nicht gerne gelernt: ich musste es lernen. Dies wiederum nennt man in der Psychologie „Anpassung“ und wenn man es nicht schafft, wäre es eine “Anpassungsstörung”.
So, das hätten wir mal geklärt 😉
Was ich damit sagen möchte: dass uns die MS manchmal täglich dazu zwingt, einen neuen Status Quo zu „bestimmen“ und den alten Status Quo ante zu verlassen, finde ich ganz schön anstrengend!
Theoretisch hört sich das ja gut an und ist vor allem äußerst sinnvoll: warum soll ich heute davon ausgehen, wenn mein linkes Bein hinkt, dass ich es momentan schaffe, die Treppe hinunter zu hüpfen? Das wäre wirklich Quatsch! Unsinnig und vor allem tollkühn!
Das ist die Theorie!
Die Praxis zeigt, dass mein Gehirn manchmal nicht so schnell vom Status Quo ante auf den Status Quo umschalten kann. Und nicht nur mein Gehirn: auch meine Psyche hat Probleme damit und diese sind sogar noch vordergründiger: wer möchte innerhalb kürzester Zeit seinen Status Quo dermaßen verändern?!
Ich finde, meine MS könnte sich manchmal etwas mehr Zeit lassen: den momentanen Status HALTEN. Das würde schon mal Vieles erleichtern. In einen früheren Status Quo ante zurück zu fallen, das wäre ja gar nicht mal so schlecht! Aber das passiert nur selten.
Mir fällt es schwer, wenn sich der Status Quo ständig verändert. Mir macht das psychisch ziemlich zu schaffen. Mich erwischt der Status Quo ja gerne mit der Fatigue. Nun habe ich mittlerweile ja wirklich einen enorm ausgeklügelten Energie-Haushalts-Plan, ich könnte mit dieser Leistung locker im gehobenen Management arbeiten und die effizientesten Arbeits- und Dienstpläne erstellen, aber der Status Quo wird durch die Fatigue ganz schnell zum Status Quo ante und das nervt!
Ich kann von mir behaupten, sehr sorgfältig mit meinem MS-Energie-Haushalt umzugehen. Ich habe ja auch schon genug „Lehrgeld“ gezahlt! Aber wenn man sich selbst auf die ausgefeiltesten Pläne nicht mehr verlassen kann, dann wird es schwierig.
Und es tut schlicht und ergreifend weh!
Ich weiß, dass ich eine „Anpassungsstörung“ habe. Ganz ehrlich: wem würde es nicht schwer fallen, sich an ein hinkendes Bein anpassen zu müssen: sein komplettes Leben darauf einstellen müssen? Wer schreit diesbezüglich: „Och, ich, ich würde gerne mal …, wenn es niemand nimmt, dann nehme ich es!“!
Nein, das können wir von niemanden erwarten. Wir MS`ler MÜSSEN es ertragen und manche von uns müssen es in allen möglichen Härtegraden ertragen: Hallo MS, hallo Anpassungsstörung und hallo Status Quo!
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