Fuehr: So ist doch das gängige Vorurteil gegenüber Selbsthilfegruppen (SHG); man würde sich doch nur gegenseitig runter ziehen. Ist das so?
Heike Führ ist seit 1994 an Multipler Sklerose (MS), einer entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems erkrankt, eine bislang noch unheilbare und vor allem unkalkulierbare Krankheit.
Immer wieder ist sie der Sozialpädagogin der DMSG Rheinland Pfalz (Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft) dankbar, dass sie sie auf eine neu gegründete Selbsthilfegruppe aufmerksam gemacht hat.
Das war 2007 und Heike Führ weiß noch, wie aufgeregt sie vor dem ersten Treffen war: voller Ängste und Zweifel und vor allem mit der Frage, welche Leute sie dort treffen würde und ob es außer der MS noch andere Gemeinsamkeiten geben würde.
Hätte sie geahnt, wie wohl sie sich sofort fühlen sollte, hätte sie sich diese Aufregung ersparen können!
Das, was sie schon in der ersten Stunde an Anteilnahme und Respekt erlebt hat, war unglaublich! Und es war erst das Kennenlernen, langsames vorsichtiges Herantasten und schon von einer solchen Intensität geprägt, dass dieses Gefühl erst mal langsam in ihr empor kriechen musste, damit sie feststellen konnte, dass es Realität und echt ist!
Vielleicht hat sie auch sehr viel Glück mit ihren Mit-Betroffenen in dieser Runde. Mit einigen von ihnen ist sie heute, 6 Jahre später, gut und eng befreundet. Mit diesen lieben Menschen verbindet sie längst nicht nur die MS: durch diese Krankheit haben sie sich kennengelernt, aber nun verbringen sie auch ihre Freizeit miteinander. Nicht, weil sie MS haben, sondern weil sie gerne zusammen sind.
Natürlich sind in der SHG alle sehr unterschiedlich: Bildungsgrad, Herkunft, Alter, Behinderungsgrad und die damit einhergehende Immobilität … Dies spielt bei ihnen aber alles keine Rolle! Was in ihren monatlichen Treffen eine Rolle spielt, ist, dass sie sich mit ihren Sorgen und Nöten, aber auch ihren Freuden verstehen. Und zwar komplett. Komplett bedeutet: verstehen auf ganzer Linie: sie müssen keine unnötige Energie darauf verschwenden zu erklären, WIE es ist, wenn einen die Fatigue überrollt: sie WISSEN es einfach, weil sie es alle kennen. Und das Besondere an gerade diesem Beispiel ist: sollte einer von ihnen z.B. die Fatigue nicht selbst erlebt haben, würde er aber niemals irgendeine Beschreibung darüber in Frage stellen, sondern er nimmt es an, einfach so. Vertrauen, Wissen und Mitfühlen. Ohne „wenn und aber“!
Dieses extrem außergewöhnliche VERSTEHEN der Anderen ist das Besondere, was diese SHG ausmacht.
Sie freuen sich auf jedes Treffen; jeder berichtet, wie es ihm geht, jeder nimmt Anteil. Sie geben sich Hilfe, Ratschläge, Akzeptanz und bieten Anteilnahme: einfach so. Keiner fordert, keiner erwartet. Es passiert einfach: sie sind 2 Stunden lang füreinander da, hören zu und fühlen mit, teilen mit und genießen das Zusammensein mit Gleich-Betroffenen.
Diese Stunden haben therapeutischen Charakter und helfen Allen, mit der MS und ihren Begleiterscheinungen besser zurecht zu kommen.
Heike Führ sagt: „Wir haben Hochzeiten und Geburtstagspartys gemeinsam gefeiert, wir haben „gemeinsam“ ein SHG -Baby bekommen :-), wir bewundern neue „stylische“ Gehstöcke, Rollatoren und Rollstühle genauso, wie ein neues Schmuck – u/o. Kleidungsstück, überstehen schwere Phasen bis zu Verrentungen gemeinsam und stehen die Schübe und Verschlechterungen, sowie Therapieveränderungen zusammen durch!“
Diesen Text und andere können Sie nachlesen unter www.multiple-arts.com.
Des weiteren erscheint demnächst im www.rosengarten-verlag.de das erste Buch der Autorin mit Gedanken und Texten rund um das Thema MS.
Der Rosengarten- Verlag mit Verlegerin Angelika Schweizer, hat sich zur Aufgabe gemacht, besondere Bücher mit besonderen Themen zu fördern.
Angelika Schweizer hat das Ziel, dass die von ihr verlegten Bücher den Leser bereichern sollen, zu Denkanstößen verhelfen oder neue Ideen bringen sollten. Dies setzt sie konsequent um und somit startet nach nur einem halben Jahr der Verlag jetzt schon durch.
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