Dezember 2012
Kennt Ihr das auch, dass ganz plötzlich, oder vermeintlich plötzlich, körperlich irgendetwas, das eben noch funktioniert hat, nicht mehr klappt?
Ich bin ja so langsam daran gewohnt, meinen Status Quo ständig und immerfort zu revidieren und neu anpassen zu müssen. Nicht, dass ich das gerne mache, aber es ist zur Notwendigkeit geworden, damit ich darüber nicht andauernd in Verzweiflung über ein neues Dilemma fallen muss.
Also weiß ich eigentlich auch, dass mir das Schneiden von Gemüse und Rohkost nicht mehr so leicht von der Hand geht wie früher. Meine Kraft hat nachgelassen, was fast noch schlimmer ist, als die schwindende Feinmotorik. Da ich als Erzieherin sehr viel handwerklich gearbeitet habe und dies ja auch mein Hobby ist (Malen auf Leinwand, basteln-dekorieren), habe ich eine noch recht gute Fingerfertigkeit. Manch Neurologe hat darüber schon gestaunt.
Nun ist es aber die Kraftlosigkeit, die mir Sorgen bereitet. Während ich das Abendessen für unser einmonatiges Familientreffen vorbereite (wie immer alles gut geplant und eingeteilt), muss ich zwischendrin aufgeben. Im Herbst war mir schon aufgefallen, dass ich den Hokkaido-Kürbis nicht schlachten konnte. Gut, dachte ich, er hat ja auch eine harte Schale; kein Wunder also, wenn ich das nicht mehr schaffe.
Aber Karotten schälen und schneiden? Ja, nun ist es soweit. Man kann mich aufnehmen im Club der Ungeschickten 😉
Die Aufnahmeprüfung habe ich mit Bravour gemeistert und absolviert. Wenn Ihr schon diesem Club angehört, bitte ich Euch um ein gnädiges und nachsichtiges Willkommen. Wie immer, wenn man „die Neue“ ist, ist man verunsichert 😉
Wie läuft das nun ab? Werde ich immer den jetzigen Grad der Ungeschicklichkeit beibehalten? Werde ich wieder fitter werden? 😉 Nein, das sicher nicht! Hallo MS!
Und wie so oft in solchen Fällen meldet sich meine Psyche mit Trauer an.
Trauer um den wiederholten Verlust einer Fertigkeit. In diesem Fall Trauer um meine verloren gegangene Fingerfertigkeit und Trauer um den Verlust der Kraft in den Händen.
Und ein klein bisschen Hoffnung geht ebenfalls wieder verloren. Hoffnung auf Stabilität; darauf, den IST-Zustand halten zu können.
Es gibt Schlimmeres, als keine Karotten mehr schälen zu können, gewiss! Aber in unserem MS-Leben ist es ein deutlicher Hinweis auf unsere fortschreitende Krankheit und das macht Angst. Angst vor weiterem Verlust.
Aber wir verzagen ja nicht und holen uns Hilfe, oder es gibt eben heute keine Karotten! 😉 So einfach ist das! 😉
Rotkraut im Glas muss man nicht schälen; man muss nur das Glas auf bekommen und das hat in weiser Voraussicht schon mein Mann erledigt! Willkommen im Club der Ungeschickten, wenn es Euch auch so geht!
Und Hallo MS!