DIE MS GEHT MIR AUF DIE NERVEN!!!
Multiple Sklerose und die Nerven
Hatte ich es schon jemals erwähnt, dass mir meine MS auf die Nerven geht?
Aber gehörig geht sie mir auf die Nerven. Sie greift meine Nervenbahnen an – im wahrsten Sinn des Wortes; trifft dabei genau DEN Nerv und geht mir so richtig auf die Nerven.
Ein Wortspiel der besonderen Art. Es wäre fast lustig, wenn es nicht so traurig wäre.
Dass MS eine Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems ist, wissen wir. Dass sie die Myelinschicht um unsere Nervenfasern angreift, wissen wir auch.
Dass sie uns auf die Nerven geht: davon kann wohl jeder MS`ler ein „Lied singen“!
Der eine wird daraus einen kurzen Song machen, der nächste gleich mehrere Lieder aneinander reihen und eine komplette CD erstellen.
Ich beschwere mich ja nicht allzu oft, denn es geht mir den „Umständen entsprechend“ ok. Aber bitte was sind denn „Umstände“? Und wem oder was entsprechen sie???
Dem Zustand eines Gesunden entsprechen sie definitiv nicht, dem eines Totkranken auch nicht.
Welchem Umstand also entspricht mein gängiger Zustand???
Dem Umstand, den ich am häufigsten erlebe – ergibt meine Analyse.
Dieser Umstand ist gekennzeichnet von Beeinträchtigungen, von vielen vielen Symptomen, von Handicaps und mannigfaltigen Gefühlen.
Diesen Zustand kenne ich seit zig Jahren, ich konnte mich daran gewöhnen. Aber mag ich diesen Zustand? Nein, es ist nämlich kein schöner Zustand; es ist ein Umstand, ja, ein Umstand. Denn dieser Zustand wird umständlich und vor allem unschön.
Ich kenne ihn, ich kann ihn auch akzeptieren, aber sobald dieser entsprechende Umstand sich negativ verändert, falle ich sozusagen aus dem Rahmen. Ich falle, ich stürze und werde von den Schlingen der Angst aufgefangen, aber nicht liebevoll, sondern ich gerate in die Fangarme der Verstrickung.
Dieser Zustand ist dann nicht mehr den „Umständen entsprechend“. Er ist zynisch, er ist böse und zerstörerisch, denn er kramt aus unerfindlichen Gründen alte MS-Symptome hoch und klopft nicht leise an, sondern stellt sich mir mit Wucht entgegen. Er entwurzelt mich. Völlig. Ich bin gefangen in den Schling- und Fangarmen der Angst. Angst vor einem neuen Schub, Angst vor bleibender Verschlechterung.
Ich beobachte mich kritisch: ein Auge, das wandert und nicht mehr richtig sehen kann und nicht da sitzt, wo es hingehört. Kein entsprechender Umstand, sondern ein schrecklicher Zustand.
Durch das Gefühl der Angst werden Symptome nicht besser – das weiß ich und doch ist sie da: kriechend, scheppernd, fordernd und vernichtend. Die MS hat es sicher nicht leicht mit mir, denn ich bin ein Kämpfer – aber ich habe es auch nicht leicht mit ihr und das wird mir in solchen Momenten bewusst und auch wenn ich noch so optimistisch nach vorne schaue, dieser Zustand und schreckliche Umstand hinterlässt eine Spur der Verwüstung in meinem Inneren und ich weiß heute und jetzt nicht, ob es nachher, heute Abend oder morgen besser ist.
Dies ist kein „entsprechender Umstand“ – schon lange nicht mehr. Aber ein bekannter MS-Zustand, wie ihn wohl jeder MS`ler kennt. Hallo MS, hallo Angst und hallo Kampfgeist! Mich bekommst Du nicht klein, höchstens für einen klitzekleinen Moment. Dann aber trete ich dem Umstand entgegen und lasse meinen Optimismus wieder den „Umständen entsprechend kämpfen. copyright 2014 multiple-arts.com/Heike Führ
Wenn Ihr immer über alle Neuigkeiten informiert sein möchtet,
klickt einfach den grünen FOLLOW-Button an, der sich über jedem Post befindet. 🙂
Dann bekommt Ihr immer eine Email, wenn es etwas Neues hier gibt, und seid direkt dabei, wenn es um Gewinnspiele geht!
Ein „Gefällt-Mir“ dürft ihr ebenfalls gerne hinterlassen 🙂
Der Verlust der Unbefangenheit dem Leben gegenüber, der Angstfreiheit hat mir nach der Diagnose auch arg zugesetzt. Die eingetretenen Einschränkungen haben mich in vielem ausgebremst, was ich eigentlich noch auf dem Plan hatte – und das Loslassen früherer Wünsche tat oft weh.
In meinem neuen Leben angekommen – da ich nun Rentnerin bin – ist eine Ruhe eingekehrt und ein Zufriedenheitsgefühl, das ich dringend gebrauchen kann. Vor lauter Aufreiben im Alltag, so lange wie möglich in der Arbeit nicht aufzufallen, trotz der Seh- und Gehschwäche, Schwindelattacken, Schwächegefühl etc. den Job noch einigermaßen gut machen wollen und doch immer wieder vor engere Grenzen gestoßen zu werden – fand ich schlimm. Das Verständnis der Mitmenschen und Kollegen hielt sich arg in Grenzen, bzw. war oft gar nicht vorhanden. So hatte ich mir das Leben wirklich nicht vorgestellt, wenn ich überlege, was ich früher für Bäume ausreissen wollte und konnte. Es ist eine Gradwanderung daraus geworden, die Tagesform recht unterschiedlich und ich musste lernen, loszulassen, die Erwartungen den Möglichkeiten anzupassen und dennoch ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen. Das hat gedauert. Heirat August 2000; MS-Diagnose Dezember 2000 ….
Nicht aufgeben, die Messlatte anpassen, mal höher mal tiefer legen – seinen Freundeskreis auf die Menschen konzentrieren, die einem gut tun – und genießen, was noch geht – neue Kreativität entwickeln und mehr für sich selbst da sein, das müssen wir doch alle irgendwie.
Es ist schön, hier eine Gemeinschaft gefunden zu haben, wo man nicht lange rumeiern muss, um verstanden zu werden.
Danke für diese tolle Seite !
Liebe Grüße aus dem sonnigen Rheinland von Sabine aus Köln.
Danke liebe Sabine,
du hast es wundervoll mit allen Facetten beschrieben. Genau so ist es und man muss sich immer wider aufs Neue definieren und zurecht finden.
Die Freunde, die wirklich Anteil nehmen und geblieben sind, diese sind GOLD WERT 🙂
Alles Liebe und Gute für Dich und danke, dass du hier dabei bist 🙂
Glg, Heike