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*Philosophische Gedanken zum Wort “MS-Kämpfer”

Ich benutze das Wort ja oft, denn ich bezeichne mich und meine Mitstreiter gerne als MS-Kämpfer. Aber eigentlich ist es ja so, dass ich nicht gegen die MS kämpfe, da ich ja nicht gewinnen kann, da sie unheilbar ist.
Gegen viele Erkrankungen kann man ankämpfen, und dann lohnt es sich auch, seine Energie dafür einzusetzen. Wenn am Ende der Gewinn steht, lohnt sich Vieles.

Der MS kann ich nur die Stirn bieten und ihr sagen : “Noch stehe ich! Und ich lasse mich auch von den ganzen Medikamenten gegen Dich nicht kaputt machen!”

Es gibt ja momentan nichts an guten Medikamenten, was die MS wirklich in die Knie zwingen, besiegen und heilen könnte. Etwas, womit und wofür es sich zu kämpfen lohnen würde.

Gegen MS zu kämpfen, ist, wie gegen einen unsichtbaren übermächtigen Gegner zu kämpfen. Ein Kampf, den man nur verlieren kann.

Der MS die Stirn zu bieten, finde ich deshalb als Ausdruck passender.
Denn man kann so seine Energie zum LEBEN verwenden und deshalb trotzdem lebendig sein, lachen, am Leben Teil haben und versuchen, das Beste daraus zu machen.

Man kann es sich auch bildlich vorstellen: Nicht mit Messer und Schwert als Kämpfer bewaffnet zu sein, sondern ohne Waffen, einfach nur geerdet und feste zu stehen ( wobei das schon wieder spaßig wird ) und abzuwarten, was passiert.
Dies hat aber nicht unbedingt etwas mit Resignation zu tun, sondern eher mit dem Akzeptierten und Annehmen.

 

So, wie mir mein Neurologe auch auf meine Bemerkung hin, dass meine Beine immer schwerer und unzuverlässiger werden, geantwortet hat, dass das bei MS im fortschreitenden Zustand einfach so “IST”. Dieses “IST” muss man nicht bekämpfen, man muss diesem Zustand aber die Stirn bieten und sich nicht unter kriegen lassen.

Vieles müssen wir einfach so nehmen wie es ist. Ob wir wollen oder nicht.
Oft habe ich mir bei einer neuen Einschränkung, die mir in den letzten Jahren widerfahren ist, gedacht: “Ok, das ist jetzt so! – Gewöhne Dich daran und lebe damit!”
Aber, es ist ein bisschen so, wie wenn man einen Spielzeugturm mit Bauklötzen baut. Man fängt sehr stabil an, setzt einen Klotz … in unsrem Fall ein Symptom .. nach dem andren drauf und dann wird das Gerüst nach oben hin immer wackeliger.
Das bemerkt man unter Umständen nicht gleich, aber je höher man kommt, umso bewusster wird es einem.

Nun stellt sich die Frage, wie hoch mein ganz persönlicher Turm werden soll und ich finde, er ist definitiv hoch genug. Ich will nicht noch höher bauen. Denn mir würde diese Höhe genügen. Noch habe ich etwas Stabilität im „Gerüst“.

 

Noch dazu kommt ja auch noch das normale Altwerden – und dann wird das Fundament auf natürliche Weise noch wackeliger.

Noch bin ich ja irgendwie einigermaßen geerdet, aber wie wird das mit zunehmendem Alter, wenn schon jeder “Gesunde” die Grenzen seines Körpers zu spüren bekommt? Wie schaffen wir das mit MS? Dieser zusätzlichen Belastung?

Also genießen wir umso bewusster unser jetziges Stadium und kämpfen nicht dagegen an, sondern bieten der MS die Stirn und zeigen ihr, dass wir es ihr nicht leicht machen werden.
Sicherlich ist auch das irgendwie ein Kampf, aber man kann versuchen, die Energien für die positiven Seiten aufzuheben und nicht an sinnloses Kämpfen zu vergeuden.

Nach einer Idee von Anja Dormann:©Heike Führ/multiple-arts.com