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*Cortison, rote Bäckchen und Emotions-Chaos

Wie so oft bei MS, deren unsichtbaren Symptome ich so gern als „Fluch und Segen“ bezeichne, verhält es sich auch mit Cortison .

9k= - *Cortison, rote Bäckchen und Emotions-Chaos Foto: Oliver Grossmann

Cortison wird bei MS eingesetzt, wenn sich heftige Schübe zeigen, um die momentane Entzündung zu hemmen und die Symptome somit zum Zurückgehen zu bewegen. Im günstigsten Fall kann Cortison den Schub aufhalten und es bilden sich tatsächlich die jeweiligen Symptome zurück, im schlechtesten Fall hilft es wenig oder gar nicht.

Umstritten ist ebenfalls, ob man im Falle eines MS-Schubes überhaupt Cortison nehmen solle, oder ob die Nebenwirkungen in keinem Verhältnis stehen.
Das muss jeder für sich ausmachen und mit seinem behandelnden Neurologen besprechen.

Ich habe mich bei meinen leichten Sehstörungen angesichts der bevorstehenden Hochzeit meines Sohnes jedenfalls dafür entschieden – allerdings für keine hochdosierte Cortison-Stoßtherapie, sondern für die leichtere Tablettenform.

Cortison –

–          Segen, weil es heilen und Entzündungen hemmen kann… und der MS ein klein wenig die Stirn bieten kann und somit für viele Betroffene ein Wundermittel ist

–         Fluch, weil es wieder einmal unseren ohnehin gebeutelten MS-Körper mit Nebenwirkungen und einem „schädlichen Eingriff“ in diesen überfällt.

Die sogenannten „Cortison-Bäckchen“ (Hitzewallungen, aufgedunsenes rotes Gesicht) sind nur eine harmlose sichtbare Nebenwirkung. Was es, vor allem bei häufiger Gabe, mit unserem Körper anstellt, mit unseren Knochen und gar den Zähnen – das will ich gar nicht so genau recherchieren…. 😉

Haben wir eine Wahl???

Und was ich besonders eingreifend empfinde, ist das Wirken des Cortisons auf meine Psyche. In aller Regelmäßigkeit bekomme ich wenige Tage nach der ersten Einnahme ein HOCH-Gefühl – juhu, die Welt ist rosarot, alles ist gut und ich habe unbegrenzte Kräfte… Bis der folgende Tag mit dem Cortison-Tief einhergeht: Depressionen, Kraftlosigkeit, Traurigkeit und ein Gefühl von Hilflosigkeit.

Meine Symptome haben sich gebessert – ein Hoch aufs Cortison 🙂
Meine Gefühlswelt ist in einem Chaos und eins weiß ich genau:

–>  ICH HABE MS!

Noch Fragen? 😉

Und bitte liebe Welt – solltet Ihr wegen einer Krankheit einmal Cortison benötigen und Euch die Haare rauft, weil es doch so ein „Giftzeug“ ist und Ihr  vielleicht 3 mg einnehmen MÜSST… – denkt daran, dass MS`ler und andere chronisch Kranke im Akutfall 5x 1000 mg Cortison intravenös erhalten (TAUSEND!). und wisst Ihr was: wir leben noch!
Allen momentanen Corti-Junkies alles erdenklich Liebe und Gute 🙂  ©2015 Heike Führ/multiple-arts.com

*Nur eine Erkältung?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Eine Erkältung ist nicht schlimm, sagt man …

 

Sie braucht sieben Tage bis sie kommt und sieben Tage bis sie geht, sagt man….
Nimm Hausmittelchen, sagt man …
Ruh Dich schön aus, sagt man …
Koch Dir mal nen schönen heißen Tee, sagt man …


Ich liebe diese Aussagen von „man“ ! Ihr auch???!!!

Wir sind es ja gewohnt, dass „man“ uns viele Rat-SCHLÄGE zu unserer MS gibt … Herrlich, was „man“ da so alles weiß (und doch wurde „man“ kein Wunderheiler – seltsam eigentlich und auch schade).
Naja, eine normale Erkältung ist auch nicht schlimm, sage ICH .

Früher, in einem Leben, damals …, als ich noch keine MS hatte …, früher, DA konnte ich tatsächlich innerhalb kurzer Zeit von einer Erkältung genesen.
Und sicher war ich schlapp, müde, hatte Kopf -und Ohrenweh, wie jetzt auch, aber: PUNKT, das wars!

Jetzt habe ich MS, die meinen Alltag erheblich „regelt“ UND eine Erkältung. Abgesehen davon, dass jeder noch so kleine Infekt einen Schub auslösen kann (was unsere Mitmenschen gerne mal vergessen und uns trotz mehrfacher Unterrichtung doch jedes Mal wieder herzhaft an ihren Busen drücken wollen, uns dabei eine Schmierspur auf unserem Pullover hinterlassen, uns mit ihrer Nies-Hand noch die Wange streicheln und noch einmal so herzhaft husten und ein „sorry“ murmeln, um uns  gleich darauf noch einmal herzhaft anzuniesen. Lecker: das wäre für einen Gesunden schon nicht angenehm.
Für uns MS`ler  kann es, wirklich, im Extremfall einen schweren Schub mit verheerenden Folgen bedeuten. Unser Immunsystem ist so geschwächt, überfordert, durcheinander, dass es sich sowieso IMMER selbst bekämpft. Wenn nun noch ein Infekt dazu kommt, kann es sein, dass es überreagiert und es zu einem entzündlichen Prozess im Gehirn kommt, den wir dann als „Schub“ spüren. Das kann ein „kleiner“ Schub werden, wo zum Beispiel „nur“ die Hand kribbelt; es kann aber auch zu einem schweren Schub kommen, bei dem man halbseitig gelähmt ist, weder laufen, noch schreiben kann… Und mit viel Pech geht dieser Schub, bzw. diese Symptome, niemals mehr zurück. Und so oder so muss er meistens mit einer Kortison-Stoßtherapie behandelt werden.

Danke liebes Gegenüber für Dein Anniesen!

Und noch was: sollte jemals wieder ein Gesunder wagen, sich jämmerlich, ich betone jämmerlich!!!, über seine kleine Erkältung, den Schnupfen, zu beschweren, mir eine halbe Stunde lang am Telefon davon vor zu jammern, wie schlecht es ihm doch geht (und ich mir das gar nicht vorstellen könne!!!), dann kann es passieren, dass ich mit meiner tauben Hand mal symbolisch aushole.

MS und Erkältung bedeuten nämlich auch, dass der Körper zu Zeiten des Infektes nicht mehr richtig arbeiten kann, dass die MS „HALLO“ schreit, man kaum noch laufen kann, das Fuß heben ein Kraftakt ist, man überhaupt so gar keine Kraft mehr hat (z.B. die Teetasse zu halten, geschweige denn mit FATIGUE, die dann auch gerne Einzug hält, zu kochen), oder die Gliederschmerzen um ein Vielfaches tragischer sind, als bei „gesunden“  Erkälteten.

Jammern ist erlaubt, klagen auch, aber irgendwann ist auch mal gut, finde ICH!

„Habt Euch nicht so!“, könnte mir dann schon mal über die Lippen kommen.

Hallo MS!©Heike Führ/multiple-arts.com