Ein gedrosseltes Leben – ächzend, dampfend, aber lebend!
DAS wurde mir gerade wieder einmal bewusst: mein Leben ist schön und erfüllt, aber es läuft gedrosselt – und zwar nicht nur manchmal, sondern IMMER.
Synonyme zu gedrosselt sind „halb, langsam, ruhig“. Wie passend. HALB – so oft erscheint mir mein Leben nur noch halb, weil ich so Vieles nicht mehr kann, oder Feste schon nach der HÄLFTE der Zeit verlassen muss….Und doch ist es erfüllend und schön. Man gewöhnt sich daran – scheinbar.
Im technischen Bereich bedeutet Drosselung dass die Leistung eines Motors vermindert wird, er läuft langsamer und beschleunigt schlechter. (Als Entdrosselung, insbesondere von Klein- und Leichtkrafträdern, bezeichnet man eine Art von Manipulation an in der Geschwindigkeit durch technische Maßnahmen beschränkten Fahrzeugen zur Erhöhung der Geschwindigkeit.)
Wenn wir unseren Körper anschauen, der von einer chronischen Erkrankung gedrosselt wurde, ist es kein Wunder, dass der Körper und manchmal auch der Geist langsamer laufen. Die Beschleunigung, die wir von früher kennen, ist abhandengekommen. Der Unterschied zum technischen Drosseln ist allerdings, dass wir unseren Körper nicht freiwillig entdrosselt haben, sondern er WURDE entdrosselt.
Allerdings entdrossele ich diesen entdrosselten Körper auch jetzt noch manchmal bewusst: ein doppeltes Entdrosseln also ;)
Denn ohne die Beschleunigung herauszunehmen, ohne Rücksicht auf meinen „Motor“ zu nehmen, könnte ich mein Leben noch weniger gut bestreiten.
Meine Entdrosselungen sind: Reizüberflutungen vermeiden und abschalten, Energiemanagement betreiben und viele Ruhepausen einhalten. Und selbst dieses Entdrosseln kostet mich manchmal Kraft, weil ich mich aus Vernunftsgründen dazu zwingen muss.
Ein Leben auf der Überholspur ist körperlich gesehen schon lange vorbei. Ich tuckere eher auf dem Standstreifen kriechend, holpernd, hupend – und bei Hitze noch ächzend und stöhnend in dem großen Straßennetz mit. Manchmal bleibe ich auch liegen und verpasse den Anschluss und wünsche mir einen Turbo-Motor, der mich wieder auf Vordermann bringt. Und bei Hitze steigt Uhthoff als ungebetener Beifahrer noch dazu – und man schmilzt dahin – aber nicht vor Freude, sondern vor Erschöpfung…
Ich lebe; ich bin dankbar. Ich lebe aber gedrosselt und das nicht nur manchmal, sondern auf Grund meiner Form der MS eigentlich immer.
Aber auch holpernd und klapprig, ohne große Beschleunigung, kann man leben … anders eben…. gedrosselt 🙂 ©2016 Heike Führ/multiple-arts.com