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*GLÜCK

GLÜCK

Immer wieder stelle ich mir diese Frage, oder manchmal überkommt sie mich auch einfach: WAS IST GLÜCK?

Vorweggenommen bedeutet GLÜCK für mich „die Summe glücklicher Momente“.

Aber dafür müssen wir erst einmal das Wort Glück analysieren:

„Gelingen, Zufriedenheit, Bewältigung, Fortschritt, Erfolg, Seligkeit, Wonne, Herz erfreuend, angenehm, wunschlos, begünstigt…“.
Das sind Begriffe, die mir erst einmal einfallen.

Und: Ist Glück nur Glück, wenn es anhaltend ist, oder auch, wenn es kurzfristig da ist?

Sicher ist, dass es ein Streben nach Glück gibt.

Das Wort „Glück“ kommt von gelucke/ gelücke. Sinngemäß meint es „die Art, wie etwas endet und gut ausgeht“.

Wenn man dies wortgetreu nimmt, war Glück sozusagen „der günstige Ausgang eines Ereignisses oder Zustandes“.

Nicht beachtet wurde dabei, ob der Glückliche etwas dazu getan hat, vom Glück „bedacht“ zu werden, ob er Ideen, Talente oder Können braucht, oder ob es sich um Zufälle handelte.
Heute würde man sicherlich beides behaupten: einmal, dass äußere Umstände zu Glück verhelfen können, aber auch, dass man für sein Glück kämpfen muss.

Darüber kann man stundenlang philosophieren und entweder schlauer werden, oder noch verwirrter im Chaos des Glückes.

Zwei„Überschriften“ kommen in mir hoch:
1.: Ich denke, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können – das ist Glück.
2.: Gesund zu sein – das ist Glück.

Wir MS`ler sind aber nicht gesund – sind wir deshalb unglücklich?

Ich behaupte: NEIN, wir sind nicht unglücklich. („Ausnahmen bestätigen die Regel“!)

Obwohl wir auf Grund der MS einer gewissen „Fremdbestimmtheit“ unterliegen und die Lebensqualität messbar sinkt, können wir dennoch glücklich sein.

Und obwohl es wissenschaftlich erwiesen ist, dass es einen Zusammenhang und eine Wechselbeziehungen zwischen Leib und Seele, zwischen Körper und Geist gibt (z.B. Herzklopfen bei Angst, aber auch bei freudiger Aufregung, Bauchschmerzen vor Aufregungen…), können wir glücklich sein, selbst wenn dies nicht mehr funktioniert.

MS hebelt viele Ebenen aus. Zum Teil völlig. Laut vielen Beschreibungen über Glück, dürfte kaum ein chronisch und unheilbar Kranker Glück empfinden. Also scheint das Glück doch vielschichtiger zu sein.

Was aber, wenn KRANKHEIT in ein beschauliches angenehmes Leben hinein platzt und Lebensträume nimmt und zerstört? Wo ist dann noch Raum für Glück?

Ganz sicher gibt es Menschen, die nicht glücklich sind, nicht glücklich sein KÖNNEN.
Aber hier rede ich vom „Otto-Normalverbraucher“, der kein großes Unglück erlebte, bis z.B. die Diagnose MS aufkam.

Und hier stoßen wir an ein Wort, das aufzeigt, dass es eine Kunst ist, sein Leben auch dann noch zu meistern: LEBENSKUNST.

Vielleicht besteht die Lebenskunst darin, aus jeder Situation das BESTE zu MACHEN.

Glück setzt oft eine Aktivität und eine ausfüllende Beschäftigung voraus. Welche Arten von Aktivität das individuelle Glück am besten fördert, ist sicherlich eine Sache der jeweiligen persönlichen Neigungen und Stärken. Auch eine gut entwickelte und trainierte Lebenskunst führt nicht zwangsläufig zu einem andauernden „Glücks-Erleben“. Allerdings erhöht es aber die Häufigkeit des Glücks-Erlebens und verstärkt dessen Nachhaltigkeit.

Eine Diagnose, wie unsere, kann auch all dies ins Wanken bringen. Selbstdisziplin, Kraft und Stärke sind sicher gute Eigenschaften, um den ersten Sturm einer solchen Erkrankung zu meisten und zu überwinden und dann auch wieder mutig zum Glücks-Empfinden schauen zu können.

Wichtig ist, dass sich jeder selbst darüber klar wird, was ihn mit Freude und Zuversicht erfüllt, um zu seinem persönlichen Glücks-Empfinden finden zu können.
Die MS kann man leider noch nicht ausschalten. Aber man kann sich in diesem Zustand dann schöne und wohltuende Momente schaffen.
Gute Gespräche und Treffen mit Freunden, ein gutes Essen, ein Spaziergang/Ausflug, ein gutes Buch, tolle Musik uvm. können individuelle Glücksgefühle hervorrufen. Die SUMME dieser kleinen kostbaren Augenblicke machen dann wohl das persönliche Glücks-Empfinden aus.

Mir hilft es in schwierigen Phasen immer, mich dem Schreiben zu widmen. Man nennt solche Zustände, die mit einer konzentrierten Tätigkeit einhergehen, „Flow“: eine Tätigkeit, in der man aufgeht und sich somit ein spezielles Glücksgefühl einstellen kann.

Für jeden Mensch, ganz besonders aber für chronisch Kranke ist es deshalb wichtig, sich solch eine Flow-Tätigkeit zu suchen, bzw. sie zu finden.
Aber nicht nur gleichbleibende, sich wiederholende Erlebnisse sind wichtig für das Glücks-Empfinden, sondern auch neue, abwechslungsreichere Erlebnisse sind notwendig.

Irgendwie scheint Glück auch etwas Allumfassendes zu sein. Der Sonnenstrahl auf der Haut, das Lachen eines Kindes, die Umarmung eines lieben Menschen, das Zuhören eines Freundes und die Zuwendung und das Mitgefühl.

Die Frage: „Und, bist Du glücklich?”,ist zwar eine belanglose Frage, aber was fängt man damit an? Ist Glücklichsein nur so ein Ausdruck?

Ist Kaffee am Morgen Glück?

Das ist sicher teilweise individuell unterschiedlich. Ganz sicher ist eine Mutter nach der Entbindung glücklich, wenn sie ihr Kind in den Armen hält. Aber all dies sind „nur“ Momente.

Also ist Glück doch die Summe wundervoller Momente … Und je mehr man solche Glück bringende Augenblicke erlebt und hat, umso intensiver kann man Glück empfinden….

Glück ist ein innerliches Empfinden – das ist mit klar geworden und nicht ein von außen aufgestülptes Etwas!
Niemand kann einem Glück „einreden“, so nach dem Motto: „Du hast gesunde Kinder, also sei glücklich!“ So funktioniert es mit Sicherheit nicht. GLÜCK muss man selbst tief drinnen empfinden KÖNNEN…

Ich glaube, Glück ist aber nicht einzeln zu „haben“, sondern im besten Fall ist es ein Zustand….

Für mich selbst würde ich sagen: ich bin glücklich! Trotz MS und der dadurch fehlenden Lebensqualität und den Einschränkungen, trotz des deutlicher weniger monatlich fließendem Geldes, trotz Verlust meines Jobs und der Erlangung der Erwerbsminderungsrente: ich habe Glück!
Ich habe Glück, nicht noch stärker von der MS betroffenen zu sein. Ich habe Glück, nicht todgeweiht zu sein. Ich habe Glück, 2 tolle Kinder samt Partnern zu haben, einen tollen Ehemann, meinen süßen Hund und meine Familie und Freunde. Ich habe Glück, schon 2 Bücher veröffentlicht zu haben und Medikamente für meine Symptome zu haben. Ich bin glücklich, weil ich mir bewusst bin, dass ich viel Schönes erlebe, geliebt werde und lieben kann.

Ich bin glücklich, weil ich dies hier schreiben kann und es einige Leser auch lesen.

Unglücklich bin ich auch – manchmal, oder öfters. Aber vielleicht gehört auch das zum GLÜCKLICHSEIN dazu und zeigt uns den Gegensatz und lehrt uns, das kleine Glück als GROßES GLÜCK empfinden zu können.
Ich wünsche Euch Glück 🙂 ©2014 Heike Führ/multiple-arts.com

* Auch zerbrochene Stifte malen noch bunt

Auch zerbrochene Stifte malen noch bunt

Ein wunderschöner Spruch, der in seiner Aussage so viel Schönes und Motivierendes birgt. Ein Spruch, der Hoffnung und Zuversicht weckt.
Ein bunter Stift ist etwas Wundervolles. Kreativität, Zeichnen, sich die Welt bunt malen, Kinder und Leichtlebigkeit – das sind Eindrücke, die in mir hoch kommen, wenn ich eine Schachtel voller bunter Stifte sehe.
SORGLOSIGKEIT ist auch eines der Gefühle, die ich noch finde, wenn ich suche.
Sie ist uns in unserem MS-Leben, aber auch im Leben vieler Gesunder, oft genommen worden, oder zumindest reduziert worden.

Diese bunten Stifte lassen mich das Gespitzte riechen und fühlen, die Kringel, die dabei entstehen und aus denen wir uns als Kinder sogar manchmal noch etwas Kreatives gebaut haben.

Ein Haufen Buntstifte, die alle unterschiedlich sind. Die Lieblingsstifte haben wir besonders oft benutzt und dementsprechend sind sie schon weiter herunter gemalt, mehrfach gespitzt und ganz oft auch eher zerbrochen. Andere Stifte dagegen liegen fast unberührt in ihrer vollen Pracht neben vielen Stummeln, angekauten und abgegriffener Nachbarn.

Übertragen auf unser Leben mit MS bedeutet dieser Spruch der zerbrochenen Stifte, dass wir auch ganz oft zerbrochen waren, oder sind. Gebrochen sind wir leider manchmal auch. Zerbrechlich allemal. Aber selbst wenn wir zu zertrümmerten, abgenagten und viel benutzen Stift-Resten werden: wir malen noch bunt. Weil wir leben. Wir leben und können versuchen, das Beste aus dem zu machen, was uns aus einer Fülle von bunten Stiften geblieben ist: immer noch eine Fülle von BUNTEM, wenn auch nicht mehr in ihrer vollen Pracht. Aber, die Lieblingsstifte, die schon so abgenutzt sind, zeugen ja auch davon, dass sie uns etwas bedeutet und gegeben haben. Sie haben unser Leben verschönt und so möchte ich voller Zuversicht auf meine persönliche Packung bunter Stifte schauen. Ich möchte sie betrachten, Frieden schließen und mir zugestehen, dass manche Farben im Laufe der Zeit vielleicht etwas verblassen, dass manche Stifte kaum mehr benutzbar sind, dass manche Stifte nur noch mit Hilfsmitteln angewandt werden können, aber sie spiegeln uns nach wie vor unsere Farbenpracht, unser buntes, gemischtes und lebenswertes Leben vor. Sie zeigen uns, dass auch kaputte, zerbrochene Stifte ihren Glanz nicht verlieren.

Auch MS`ler, die auf Hilfsmittel angewiesen sind und auch vielleicht auf andere Menschen angewiesen sind, die uns wieder zum Erblühen bringen – Stift an Stift, Farbe an Farbe und ein Farbengemisch – das haben wir IMMER. Wir müssen versuchen, aus dem, was uns das MS an restlichen BUNTEN Stiften gelassen hat, das Beste zu machen. Geben wir nicht auf. Malen wir mutig und farbenfroh und kraftvoll weiter. Malen wir uns unser Leben bunt.
Hallo MS, hallo Leben und hallo Vielschichtigkeit in allen, wirklich allen Lebensbereichen. Gebt niemals auf! ©multiple-arts.com/Heike Führ 2014