Es sind die Kleinigkeiten,
die uns zeigen, dass etwas anders geworden ist.
Es sind die klitzekleinen Kleinigkeiten, die uns zeigen, dass wir MS haben. Mal merken wir es beim Öffnen einer Wasserflasche. Die Kraft fehlt und wir bekommen sie nicht auf. Ein anderes Mal ist es die Verpackung unseres Lieblings-Käses, die sich als unüberwindbare Herausforderung offenbart, oder es sind die Schuhe, in die wir weder problemlos hineinschlüpfen, geschweige denn sie vernünftig schließen können. Es sind diese Kleinigkeiten, die ganz plötzlich und unvermittelt aufzeigen: Gestern hast du es noch geschafft – heute nicht mehr. Es sind diese Kleinigkeiten, die wir bemerken – eine Erinnerungslücke, ein Wort, das uns mitten im Satz fehlt oder wenn wir nicht mehr wissen, was es eigentlich mit dem Film von gestern auf sich hatte. Es sind Momente nur, wenn wir wieder einmal feststellen, dass wir die Waschmaschine entweder gar nicht angestellt oder die Wäsche darin vergessen haben; wenn wir vergessen haben, eine E-Mail loszuschicken oder einen wichtigen Anruf zu tätigen. Es sind diese Momente, wenn wir über einen „Ameisen-Knochen“ stolpern und schwanken, als seien wir betrunken. Es sind die Augenblicke, in denen heftige Schmerzen für Sekunden einschießen und uns die Luft zum Atmen nehmen, wenn wir Termine verbummeln oder beim Einkaufen die Hälfte vergessen… Wenn wir so bleierne Gliedmaßen haben, dass wir uns nicht mehr bewegen können – obwohl unser Geist wach ist. Wenn wir erschöpft nach dem Haare föhnen uns auf der Couch liegend wiederfinden. Wenn die Fatigue mit Wucht zur Dauer-Fatigue hinzu kommt… Wenn wir abends erschöpft sind, abgrundtief erschöpft – und nicht wissen von was. DANN spüren wir: Es ist etwas anders. Wir sind anders, weil wir eine chronische Erkrankung haben. Wir leben unseren Rhythmus, unseren Alltag, wir passen uns an und nehmen zum Glück viele Beeinträchtigungen nicht mehr wahr…. Weil wir sie adaptiert haben in unser Leben. Und dann kommen diese Momente, die uns zeigen: Es gibt sie doch, diese klitzekleinen Veränderungen – die MS ist DA! Unerbittlich. Aber morgen ist ein neuer Tag! 🙂 ©2017 Heike Führ/multiple-arts.com