Alexithymie bei MS
*Gefühlsblindheit*
Ein schwieriges Wort und ebenso schwierig ist das GEFÜHLSLEBEN für Denjenigen, der damit belastet ist!
Alexithymie ist eine „nicht angemessene“ Reaktion auf belastende Ereignisse, oder auf das Verhalten seines Gegenübers, sowie eine unangemessene Eigenwahrnehmung.
Das Komplexe daran ist, dass dies der Betroffene selbst oft gar nicht wahrnimmt, da er ohnehin Probleme mit der „Wahrnehmung“ hat.
Bei MS`lern taucht dieses Problem immer mal wieder auf. Viele Ärzte allerdings stellen den Zusammenhang zwischen dieser „Störung“ und einer vorliegenden MS nicht her, weil es noch zu selten fachlich thematisiert wird.
Gefühlsblindheit bei MS
Es gibt unterschiedliche Auffassungen und Interpretationen dieses Wortes, aber alle sind sich dennoch einig, dass es sich um eine Gefühlsblindheit handelt – es benennt die Unfähigkeit einer Person, die eigenen Gefühle adäquat wahrzunehmen und sie in Worten zu beschreiben.
Mache gehen noch weiter und sagen, diese Personen können auch die Gefühle ihres Gegenübers nicht adäquat wahrnehmen und auch deren Körpersprache nicht deuten. Auch Mimik und Verhalten der anderen Person werden dann nicht sinngemäß „übersetzt“ und gedeutet. So können zahlreiche Missverständnisse entstehen und in einem Beziehungsgeflecht zu Zerwürfnissen führen.
Es ist zwar ein nicht so häufiges Symptom bei MS, aber diese Unfähigkeit, Stimmungen oder Gefühle bei sich selbst (und seinem Gegenüber) zu erkennen und auszudrücken, IST unter Umständen ein Symptom der MS.
Studien zeigen, dass bei Personen mit geringer emotionaler Intelligenz beispielsweise Übelkeit und Herzklopfen nicht als Ausdruck von Angst erkannt, sondern rein körperlich gedeutet werden.
Intelligente Menschen trifft diese Erkrankung genauso, wie kognitiv weniger Intelligente. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die EOMOIONALE Intelligenz ist ein Gebiet für sich.
Betroffene können z.B. Menschen, denen sie erstmalig begegnen, schlecht einschätzen und einstufen. Selbst nach mehrmaligen Kontakten ist es möglich, dass der Betroffene noch ein völlig falsches/verzerrtes Bild von dieser Person hat und sich dann wundert, warum Andere, z.B. Freunde, anders reagieren, oder ihn gar vor dieser Person warnen.
Fälschlicher Weise behaupten diese Betroffenen dann von sich auch gerne, sie seien „halt wertfrei und vorurteilsfrei“, ohne aber zu bemerken, dass sie schlicht und ergreifend unkritisch sind, und momentan über keine ausreichende emotionale Intelligenz verfügen. (Dies hat meist Wurzeln in der Kindheit).
Es muss sich niemand schämen, der sich mit dieser Erkrankung plagen muss. Es ist ein Symptom wie Schmerzen oder Zittern – nur, dass es manchmal peinlich ausarten kann, oder böse Folgen haben kann.
Wer sich selbst nicht adäquat wahrnehmen kann und somit auch nicht seine eigenen Emotionen begreifen, deuten und widergeben kann, wie es der „Normalo“ machen würde, hat logischer Weise dann auch Probleme, die Verhaltensweisen des Anderen zu deuten. Es besteht sozusagen keine angemessene Balance.
Deshalb ist es so wichtig, dass sich Betroffene mal kritisch hinterfragen und vor allem beobachten.
Ein Warnsignal wäre z.B., wenn man schon mehrfach auf Jemanden „hereingefallen“ ist, sich für ihn aufgeopfert hat und feststellen muss, dass ihn Andere schon lange und längst gewarnt haben. Es ist oft immer wieder die gleiche Falle, in die man tritt.
Deshalb ist es bei dieser Erkrankung auch so enorm wichtig, dass Betroffene und deren Partner, Freunde, oder Bezugs- oder Hilfspersonen ein gutes Verhältnis zueinander haben, um dem Patient eine bestmögliche Lebensqualität zu sichern.
Sicherlich ist es bei normaler kognitiver Intelligenz schwer, sich selbst eingestehen zu müssen, dass man nur über eine holprige emotionale Intelligenz verfügt.
Aber wie gesagt, das sind völlig „getrennte Paar Schuhe“ und genauso, wie man ein Antidepressivum nimmt, oder zu Neurologen/Urologen usw. geht, oder auch zu Psychotherapeuten – ebenso verhält es sich mit dieser Störung: sie muss beachtet und „behandelt“ werden. Wobei es wohl äußerst schwierig ist, diese ernsthaft zu behandeln. Wenn man aber liebevolle Menschen um sich herum hat; Freunde, Partner, Familie…, dann hat man eine große Chance durch immerwährendes Feedback, sich selbst sein Defizit bewusst zu machen und sich therapeutische Hilfe zu holen. Erster fachlicher Ansprechpartner wäre der Hausarzt oder Neurologe.
Seiner eigenen Wahrnehmung nicht trauen zu können, ist für Außenstehende, die dies bei dem Betroffenen beobachten, sicherlich auch erst einmal fremd. Hochsensible Menschen, die eine ÜBER-Empathie haben, haben es nämlich auch nicht immer leicht, weil sie alles schon im Voraus erkennen.
Davon kann ich selbst ein „Liedchen singen“! Alles sofort wahrzunehmen, fast schon Menschen zu „diagnostizieren“, ist zwar eine besondere Gabe, die mir in meinem beruf äußerst hilfreich ar, aber es ist simple eine Reizüberflutung, besonders für ein MS-Hirn. Auch damit muss man umgehen lernen.
Nicht viel wahrzunehmen, oder vielleicht „verzerrt“, ist das Gegenteil davon und dies nennt sich also Alexithymie.
„Es gibt Ansätze, den Grad der alexithymen Persönlichkeit zu messen, etwa mit den Levels of Emotional Awareness Scales (LEAS, Lane et al., 1998) und der Toronto Alexithymia Scale (TAS-20, Bagby et al., 1994). In Deutschland sollen ca. 10 % aller Erwachsenen stark durch Alexithymie beeinträchtigt sein.“(*Wikipedia)
Also, wenn Ihr nun so eine Störung bei euch vermutet: beobachtet Euch, redet mit Freunden und betrachtet mal Euer Leben – ob sich vielleicht manche Ereignisse; (z.B. jemandem kennen zu lernen, sich sicher und geborgen fühlen und dann doch enttäuscht, oder ausgenutzt worden zu sein ….) häufen, nach einem bestimmten Muster ablaufen… Und schämt Euch nicht – niemand kann etwas für solche Symptome – seid offen und fragt eine vertraute Person, ob ihr so etwas bei Euch aufgefallen sei und wenn ja, dann liegt es ein klein wenig in Eurer Hand mit einem Facharzt darüber zu reden, oder zumindest bei der nächsten Begegnung vorsichtiger zu sein.
Ich möchte jeden Leser ermutigen, selbstkritisch, aber völlig wertfrei mit sich selbst umzugehen. Da ich eine sehr liebe Freundin habe, die meiner Meinung nach davon betroffen ist, weiß ich, wie schwer es für beide „Parteien“ ist. Das Eingestehen eines solchen Symptoms würde mir auch nicht leicht fallen. Aber wenn man als Freund daneben steht und seine liebe Freundin immer mal wieder ins „Unglück“ laufen sieht, ist es ebenfalls schwer und tut weh. Deshalb ist der offene vertrauensvolle Umgang damit so wichtig – für alle Beteiligten 🙂
Alles Liebe für Euch! ©2015 Heike Führ/multiple-arts.com
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