Es ist wichtig, dass wir mit MS ein gutes „soziales Umfeld“ haben
Es ist sogar sehr wichtig, denn MS und Psyche hängen eng zusammen; darüber habe ich auch in meinen Büchern schon viel geschrieben.
Was aber ist ein gutes soziales Umfeld?
Einige MS`ler haben mich gebeten, mal einen Text dazu zu schreiben und heute, mitten im Urlaub am Meer, kommen mir Gedanken dazu.
Ein gutes soziales Umfeld ist in nächster Nähe der Partner/In.
Ich spürte das heute sehr deutlich, als wir einen Strandspaziergang abbrechen mussten, weil ich einfach nicht mehr „konnte“. Ich hatte keine Kraft mehr in den Beinen, wurde von einer allgemeinen Erschöpfung und Kraftlosigkeit überrascht – und schwupps, Ende-peng!
In so einem Moment zählt nur noch, wie die Begleitperson, in meinem Fall mein Mann, damit umgeht und hier habe ich Glück mit meinem „allernächsten sozialen Umfeld“! 😉 Denn er reagiert so, wie es am Besten ist – er nimmt meinen Zustand wahr; ich bitte ihn umzukehren und ohne Drama drehen wir uns um, er reicht mir seine Hand zur Stütze und wir schleichen heimwärts. Ohne Aufhebens, ohne „Wenn und Aber“, ohne Drama – einfach so.
DAS ist ein „gutes sozialen Umfeld“! 😉
Familie, Freunde, Kollegen, Nachbarn – auch das ist das soziale Umfeld und auch hier benötigen wir so oft Hilfe.
Was wir am meisten brauchen, ist, dass man uns glaubt, wenn es uns gerade schlecht geht und sofort handelt – ohne Drama.
Mein Lieblings-Vergleich ist immer: einem Blinden würde man niemals zumuten, ein normales Buch lesen zu sollen. Einem Diabetiker würde man nie sein Insulin nehmen. Einem MS`ler sieht man oft die Symptome nicht an, aber er braucht die Stütze und das Verstehen – wie ein Diabetiker sein Insulin braucht.
Wenn wir uns in schweren Situationen noch lange erklären müssen, wenn wir um Verständnis bitten müssen – dann raubt uns das viel von unserer geringen Energie und wir verschwenden sie (auch an die gemeinsame Zeit).
Also ist es so wichtig, dass unser soziales Umfeld einen guten sozialen Umgang mit uns hat, dass wir uns gegenseitig vertrauen können und dass wir Betroffenen wissen, dass wir weder ein schlechtes Gewissen haben müssen, noch in Demut verfallen müssen, sondern dass es einfach so IST. Punkt!
Rücksichtnahme gehört zu jedem sozialen Gefüge dazu. In der Tierwelt ebenso, wie in unserer Welt. Ohne respektvollen Umgang ist kein soziales MITEINANDER möglich.
Und wir MS`ler nehmen ja auch immer mal auf Freunde/Partner etc. Rücksicht, oder nicht? Und tun dies im besten Falle ebenso ganz wertfrei.
Eine MS-Symptomatik kann sich verschlimmern, wenn man sich nicht verstanden fühlt. MS und Psyche hängen eng zusammen.
Jeder kennt die vegetativen Zusammenhängen, wie das Bauchgrummeln bei Angst oder Aufregung, sowie Herzklopfen oder Schweißausbrüche. Das kennt wirklich jeder Mensch. Bei MS verstärken sich noch dazu die jeweiligen Symptome. Eine Fatigue kann zu einer emotionalen Fatigue werden, wenn man beispielsweise schlimmen Streit hatte. Die schweren Beine können steif und kraftlos werden, wenn das soziale Gefüge nicht stimmt.
Aber, das ist auch wichtig: es geht immer um ein MITeinander, ein gemeinsames Tun in respektvollen Umgang – deshalb ist es wichtig, dass sich der Betroffene auch klar äußern lernt, dass er auch aufpasst, seinen Partner nicht zu überfordern. Es gibt immer 2 Seiten.
Und es ist IMMER ein Geben und ein Nehmen.
Aber MITFÜHLEN von unserem Gegenüber, das uns nahe steht, das dürfen wir erwarten.
DANKE an alle mitfühlenden Angehörigen 🙂
Hallo MS; Hallo Mitgefühl und Hallo Verständnis! ©2017 Heike Führ/multiple-arts.com